Mit wem können Sie sich vorstellen, sich auszutauschen, um Ihren Umzug vorzubereiten oder Ihre Möbel zu transportieren? Wen stellen Sie sich als Leiter eines Umzugsunternehmens vor? Viele stellen sich einen Mann als Chef des Unternehmens vor, und in der Umzugsbranche ist es schwer vorstellbar, dass eine Frau Teil des Teams ist – geschweige denn es leitet.

Simone Kuehn

Es liegt mir fern, jemandem die Schuld zu geben: Es wurde immer davon ausgegangen, dass es sogenannte “Männerbranchen” wie die Umzugsbranche gibt, und es braucht Zeit, um Stereotypen abzubauen.

Umzugshelfer: ein Beruf, der immer noch als “männlich” gilt

Umziehen erfordert Kraft: ja und nein! Sicherlich braucht man Körperkraft, um die schwersten Möbel zu transportieren, und auch wenn es stimmt, dass Männer und Frauen körperlich nicht gleich sind, bedeutet das nicht, dass Männer systematisch körperlich stärker sind als Frauen. Schließlich ist es nicht ungewöhnlich, dass Frauen beim Umzug bessere Leistungen erbringen als manche Männer. Außerdem ist das Transportieren schwerer Möbel von A nach B nur die Spitze des Eisbergs, wenn es um Umzüge geht.

Denn bei einem professionellen Umzug geht es vor allem um gute Kommunikation, Planung und Logistik. Wenn man alle Tricks und Kniffe des Umzugsgeschäfts kennt, spielt das Geschlecht letztlich kaum eine Rolle. Frauen sind genauso in der Lage, Schlüsselpositionen in Umzugsunternehmen oder -plattformen zu besetzen.

Dennoch bewerben sich nicht viele Frauen als Umzugshelferinnen oder für eine administrative Position in Umzugsunternehmen. Die meisten Umzugsunternehmen bestehen auch heute noch mehrheitlich aus Männern. Bereits bei der schulischen Orientierung entscheiden sich immer noch wenige Frauen für eine Ausbildung in handwerklichen Berufen. Sich inmitten von Männern in der Minderheit zu befinden, erfordert ein grosses Selbstvertrauen und oftmals doppelte Anstrengungen.

Daher könnte man meinen, dass es ausreicht, wenn sich Frauen in diesen Bereichen durchsetzen. Dennoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass eine Frau, die sich für einen “Männerberuf” bewirbt – bei gleicher Qualifikation – zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen wird, um 22 % geringer als bei einem Mann, was viele Frauen entmutigen kann. Eine Diskriminierung, die auf Vorurteilen beruht, wie z. B. dass Frauen “weniger Körperkraft” haben oder dass sie “sich in der Umzugsbranche nicht auskennen”.

Simone Kühn: CEO von MOVU

Im Oktober 2020 übernahm Simone Kühn die Leitung von MOVU: eine naheliegende Entscheidung angesichts ihrer Erfahrung und da sie zu diesem Zeitpunkt bereits seit drei Jahren dem Management-Team angehörte. Für die Angestellten von MOVU und die Umzugsbranche bedeutet dies jedoch viel mehr. Wenn man bedenkt, dass nur 2% der Unternehmensleiter in der Schweiz Frauen sind, ist sie ein echtes Rollenvorbild für Frauen!

Ich wünsche mir, dass wir Frauen stärker in unsere Fähigkeiten vertrauen und den Mut finden, leitende Positionen zu übernehmen. Es ist schade zu sehen, dass top-qualifizierte Frauen den Schritt in eine leitende Position gar nicht erst in Betracht ziehen, weil sie es sich nicht zutrauen und die nötige Förderung dafür nicht erhalten. Ich erlebe in meinem Umfeld jedoch immer mehr ein Umdenken. Das macht mir Hoffnung, dass in naher Zukunft bald viel mehr Frauen eine Führungsposition innehaben und somit eine Vorbildfunktion für junge Mädchen einnehmen. Ich wünsche mir, dass sich in Zukunft niemand mehr durch Stereotypen aufhalten lässt.” sagte Simone Kühn anlässlich des Internationalen Tages der Frauenrechte.